Geschrieben von Maybe am 11.08.2013 um 16:03:
Rezension zur Hörspielfolge 100
„Ottos neue Freundin, Teil 1“
(Enthält Spoiler und unerhörten Sarkasmus!)
„Kein Märchen! Dafür bin ich schon zu groß.“
Oder: Geschichten aus einer besseren Zeit abgespult im Langeweilemodus.
Das Cover:
Ja, ne… Man sieht Benjamin Deckenhaltelefant, der Stella Stracciatella mit einer flauschigen Decke einmummeln will. Otto steht daneben und hält ein Handtuch, der alte Klugscheißer. Der weiß es mal wieder besser! Stella grinst so komisch… Und sie hat nasse Haare und unten auf dem Boden sind Pfützchen. Ansonsten… ja, das Cover ist genauso handlungsarm wie die Folge selbst. Passt.
Zur Geschichte + Meine Meinung:
Ach herrje, warum hab ich mir das denn angetan? Ach so… ich weiß: die 100ste Bibi-Folge war ja was. Da hat man zwar auch Elemente aus alten Folgen eingestickt, aber sich zumindest um eine eigenständige Folge bemüht. Warum hat man das hier nicht gemacht? Warum so ein Zirkus der tosenden Langeweile? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm. Und ich habe das Gefühl, als wäre ich dumm, weil ich die Folge wirklich gehört habe, obwohl sie so ziemlich das überflüssigste Jubiläum ever ist.
Die Folge beginnt mit Benjamin, der auf Otto wartet. Irgendwie sieht es nach Regen aus. Aber Otto kommt trotzdem. Ist ja nicht aus Zuckerstückchen (schade eigentlich). Benjamin und Mr Know-it-all machen sich auf den Weg zu Karla Kolumna, ihres Zeichens Kartenhalterin. Denn sie hat noch ein paar Freikarten für irgendeine bekloppte Pop-Gruppe namens „Hühnergeier“, die sie für Benjamin und Otto unter ihrer Matratze versteckt hält, damit da bloß niemand dran kommt und so. Wie gut, dass sie aber DREI Karten hat. Das passt echt perfekt. Könnte ja sein, dass in dieser Folge noch eine wandelnde Eistüte hinzukommt, die man auch einladen kann, ne? Hah, ein Schelm, der sich nichts dabei denkt!
Der Erzähler ist echt blöde. So lenkt er die Aufmerksamkeit des Hörers doch glatt auf ein kleines Mädchen, das durch den Zoo ins Elefantenhaus schleicht, wo Benjamin Vergesserich das Licht angelassen hat, während er mit Otto schnell abgehauen ist, bevor Stella alles mit ihren Patschehändchen vollschmieren kann (weiß man ja nie, wie und wo die gerade Eis gegessen hat…). So sieht Mr Erzähler also das pudelige Schwarzhaar und beobachtet sie dabei, wie sie herumlungert und in Benjamins Bonzenschuppen einbricht. (Die Logik möchte ich an dieser Stelle gerne mal verdeutlichen: Benjamin hat das Licht angelassen = Jeder kann in das Elefantenhaus reinspazieren? Muha, das ist echt gut!)
Unser Märchenonkel aus der zweiten Reihe bringt aber auch mega gute Sprüche, die echt mal voll neugierig auf Stella machen:
- „Ein Mädchen!“
- „Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und lugt ins hell erleuchtete Benjaminreich.“
- „Das ist doch jemand im Zoo! Ein Kind! Das muss nach Hause!“
An dieser Stelle möchte ich die Drehbuchschreiber echt nicht übern Klee loben, weil die Einführung keine große Jubelschreie bei mir auslöst. Ernsthaft. Stella wird als kleine Rumstreunerin dargestellt, die nicht glauben kann, dass es sprechende Elefanten gibt und deshalb heimlich im Zoo rumläuft. Otto kennt sie, weil sie Mr Neu in seiner Klasse ist. Der Erzähler kennt sie auch, weil sie Mr Neu im Eisgeschäft Neustadts ist. Alle kennen und lieben sie, bevor sie überhaupt ein Wort gesagt hat. Und… ach ja, einen dollen Namen hat sie auch:
Benjamin: „Stella? Wie schön! Das heißt Stern auf Italienisch!“
Otto: „Ja? Das wusste ich nicht!“
Meine Güte, das hat mir ja fast die Tränen in die Augen getrieben. Otto weiß mal etwas NICHT? Und Benjamin übernimmt seinen Part als Klugscheißerchen? Herzallerliebst!
Nun, jetzt regnet es. (Auch aus meinen Augen, weil ich mir das freiwillig antue.) Und Stella verrät sich, weil sie andauernd niesen muss. Hat sich erkältet das arme Ding. Und nervt schon nach drei Minuten gehörig rum. Dazu hat sie auch einen extra Kurs belegt, der da heißt:
Wie man sich als neue Hörspiel-Figur unbeliebt macht in 5 Schritten/Sätzen:
1. Benjamin: „Ach du liebes bisschen.“
Stella: „Ich bin kein liebes bisschen!“
2. Benjamin: „Du brauchst unbedingt ein heißes Bad, Stella.“
Stella: „Ein Bad kann doch nicht heiß sein! Nur das Wasser darin.“
3. Otto: „Mitten in der Nacht im Regen im Zoo herumzulaufen ist aber nicht so schlau.“
Stella: „Es ist nicht mitten in der Nacht. Es ist erst acht!“
4. Stella: „Ein Elefant kann doch kein Kinderarzt sein. Höchstens ein Tierarzt!“
5. Karla: „Das kannst du laut sagen, Kindchen.“
Stella: „Kann ich nicht, mir tut doch der Hals weh.“
Versteht ihr, was ich meine? Kaum ist die Eiskugel auf zwei Beinen da, nervt sie rum. Und das schon in der aller ersten Folge, wo sie sich ungebetener Weise einschleicht. NIEMAND hat sie eingeladen und sie meint einfach, jetzt alle hundert weiteren Folge mit Benjamin und Otto versauen zu müssen, nur, weil sie das so will. Deshalb geh ich mal eben eine Runde weinen. Ihr könnt ruhig mitmachen, wenn ihr wollt. Haare raufen geht aber auch.
Eigentlich kann ich kaum was über diese Folge sagen, weil sie ja überhaupt keine Handlung hat. Es geht eben darum, dass Stella todkrank im Bett liegt (nein, ihr braucht keine Hoffnungen haben…) und Benjamin und Otto vorbeikommen und sie mit alten Geschichten zuquatschen. Dann kommt Karla vorbei und macht mit. That‘s it.
Ein bisschen Kinderarzt, ein bisschen Wetterelefant und dann noch die Eisprinzessin.
Gähn.
Wenn ich die Folgen hören will, dann höre ich eben DIE Folgen. Und nicht diesen erzählerischen Quatsch, der mir hinten und vorne mal keine Sekunde „Hui, ist das toll“ entlocken konnte.
Also erzählt Benjamin seine alten Storys und ja… Stella hört zu und fragt hin und wieder:„und was ist dann passiert?“ und merkt, glaub ich, dass die alten Geschichten viel schöner waren als die neuen, weil sie 1. Noch Charme hatten und 2. SIE nicht vorkam.
Im Ernst, was soll diese Folge?
Das Nacherzähle ist total langweilig und die Zwischensequenzen, als Stella einschläft und sie in die Küche gehen und dort weitererzählen, so belanglos unaufregend, dass ich teilweise vorspulen musste. Sorry, ja, ich habe es nicht ganz angehört. Und Teil 2 werde ich ganz sicher auch nicht hören (geht genauso weiter, stimmts?).
Die Folge ist nicht schlecht in dem eigentlichen Sinne- denn wie kann ich denn bitte über so tolle Folgen wie „Kinderarzt“ oder „Wetterelefant“ herziehen? Die Folgen (im Original) sind klasse.
Schade, dass den Machern für die 100ste Folge nicht mehr eingefallen ist.
Dieses Jubiläum ist nämlich so überflüssig wie Mrs New-Ice selbst. Ich habe kaum einen Meter was über sie erfahren, außer, dass sie klugscheißen kann und eine Mama hat. Ui.
Und Benjamin ist einfach Benjamin und Otto ist Otto und Karla ist Karla und die alten Geschichten sind die alten Geschichten und ich… Ich bin enttäuscht.
Highlights:
- Erzähler: „Nun sitzt Stella auf dem Boden inmitten einer dicken Pfütze. Aber sie scheint gar nicht zu merken, wie nass sie ist.“ (Sorry, aber das ist echt zweideutig *lach*)
- Sonst nix
- Wirklich nicht, ich habe NULL Highlights gefunden
- Echt jetzt
- Hört auf, so zu gucken. Diese Folge ist Highlightlos!
- Ach doch, Moment, ich hab was:
Karla sagt, dass Stellas Mama ein Eis für sie holt und: „Ein Mandeleis für deine Mandeln!“ (Na?!)
- Man, ihr lasst aber auch nicht locker!
- Karla: „Die kleine Eisprinzessin schläft.“ (Mir wird schlecht)
- Karla schreibt einen Artikel und Benjamin meint: „Das hört sich aber sehr nach Sauregurkenzeit an, was sie da schreiben.“ (Naaa?!)
- Ich geb’s auf.
Fazit:
Völlig überflüssiger Hörspielbrei. Braucht kein Mensch, wenn er die „richtigen“ Folgen hören kann. Die sind auch viel schöner mit den alten Stimmen. Atmosphärischer. Toller, ja, TOLLER!
Und jetzt verbanne ich diese doofe Folge.
Bewertung
Keinen von 5 Punkten.