Für mich war das als Kind eine meiner Lieblingsfolgen und auch heute beim erneuten Hören nach knapp 30 Jahren finde ich sie sehr gut erzählt und stimmig aufgebaut. Besonders gut hat mir gefallen, dass mit dem Verschwinden des Pandajungen tatsächlich eine Krise im Zoo ausbricht und Karl sogar entlassen wird - zwar nur für weniger als eine Minute, aber ich bin mir sicher, dass in einer heutigen Folge alle beteiligten "Einer für alle, alle für einen" rufen, und in Friede-Freude-Eierkuchen-Manier in Neustadt ausschwärmen würden.
Hier bekommt man nicht nur zu spüren, wie es ist, bestohlen zu werden - die Kinder lernen auch, dass, wenn man bei seinem Job Mist macht, Konsequenzen drohen. Immerhin hat Karl ja den Käfig nicht abgeschlossen.
Für mich war das eine sehr reife und erwachsene Darstellung und zeigt, dass die damaligen Autoren den Kindern noch viel mehr zugetraut haben, als heute.
Der Rest schnurrt angenehm ab, die Abfolge der einzelnen Indizien fand ich wirklich gekonnt umgesetzt, die Neustädter Geschäftsleute, die mit Hüten und Süßigkeiten die Suche unterstützen sorgen für eine gemütlich-nachbarschaftliche Atmosphäre. Nur zwei Sachen habe ich damals wie heute nicht kapiert - zum einen Benjamins "Monolog" beim Heranpirschen ("Einen Elefantenmeter, zwei Elefantenmeter"), ich habe mir da vorgestellt, dass er wie eine Schnecke herankriecht, konnte mir aber nicht vorstellen, wozu diese Bewegungsweise gut sein sollte. Zum zweiten hatte ich als Kind immer den Eindruck, die Täterin Claudia lebt alleine in einem leerstehenden Gebäude.
So wird es zumindest vermittelt, klar erwähnt sie ihre Eltern, aber Benjamin betritt da ein abgelegenes Mehrfamilienhaus, begegnet keiner Menschenseele und trifft dann ein kleines Mädchen in einer komplett leeren Wohnung.
Mir gefällt, dass da zum Schluss eine etwas traurig-nachdenkliche Stimmung aufkommt, andererseits finde ich es immer noch etwas komisch, dass zwei Eltern ihre kleine Tochter den ganzen Tag ohne jede Aufsicht zu Hause lassen.
Im ganzen aber eine weitere schön geschriebene und originelle Folge und ein angenehmes Wiedersehen bzw. hören mit einem Kindheitsklassiker.
Edit: den Creep-Faktor von Claudi habe ich allerdings auch als Kind schon empfunden und als Erwachsener sogar noch deutlicher. Diese monoton vorgetragene Ansprache an das Ersatzbaby, und das allein in einer Wohnung- das war für diese Reihe schon ein sehr starker atmosphärischer Bruch.