Ich bin ja mitten in Folge 83 aus der Serie ausgestiegen. Während mich die Disney+-Serie absolut begeistert hat, schaffte die Hörspielserie dies leider nicht mehr. Es war allerdings - anders als bei anderen Hörspielserien, die mich nicht mehr abholen - kein schleichender Prozess, sondern ein großer Knall. Ich habe die 83 angeschmissen und konnte nach einer halben Stunde einfach nicht mehr, das war bereits zu viel Nonsense, zu viel Belehrung, zu langweiliger Fall, zu unnatürliche Dialoge. Kurz: DDA 83 gehört zu den wenigen angefangenen Hörspielen meines Lebens, die ich nie zu Ende gehört habe.
Ein paar Monate später - die Serie war schon ein paar Folgen weiter - setzte ich bei der 84 an, musste mir aber nach gerade mal 10 Minuten eingestehen: Ich bin noch nicht wieder bereit. Nicht, dass mich etwas besonders getriggert hätte, es war einfach das Gefühl von völligem Desinteresse, es war keine Konzentration für das, was da passiert, möglich - und ich brach auch diesen Versuch ab.
Im Herbst letzten Jahres kaufte ich mir dann aus einer Laune heraus Band 100 als gedrucktes Buch (das haben tatsächlich nicht mal Die drei ??? geschafft, da sind es bis heute eBooks!), leider war die anschließende Zugfahrt jedoch nicht lang genug, nach 1/3 war Feierabend und dabei ist es auch bis heute geblieben, denn das Ding war da bereits eine Totalkatastrophe. Wenn man daraus ein Drei-Stunden-Hörspiel macht, dann wird das ein absoluter Horrortrip.
Gestern habe ich sehr spontan dann die Vertonung der aktuellen Nr. 92 angeschmissen, tatsächlich bis zum Schluss durchgehalten - und war sprachlos. Sprachlos, wie man eine ehemals so starke Serie so dermaßen gegen die Wand fahren kann - und wenn ich mich richtig erinnere, sitzen da immer noch dieselben Leute am Drücker. Mit solchen Werken erzieht man seine Kinder zu AfD-Wählern. Plötzlich kommen mir die Flops der besten Zeit der Serie (zwischen 10 und 40) wie verdammt gute Hörspiele vor.
Achtung, Spoiler!
Ich frage mich, ob es bei DDA eigentlich nur noch um Umweltschutz geht. So hört man sich hier gerade in Hälfte 1 im gefühlten Fünf-Minuten-Takt Belehrungen von Franzi an, die aber leider niemand von den Charakteren nicht hören will. Es ist krass, wie sie es schafft, innerhalb von maximal 30 Sekunden vom Entenfüttern zum Untergang des Abendlandes zu kommen. Na Hauptsache, das sicher sehr umweltfreundlich entstandene Smartphone ist dabei. Ein Wunder, dass sie sich nicht echauffiert hat, weil David und sein Vater doch ernsthaft ein Auto fahren (ich schreibe das nicht grundlos, in der 100 ist sie nämlich soweit...). Ich hoffe doch, wenn DDA demnächst nach Afrika düsen, zahlen sie dabei von ihrem Taschengeld für die CO2-Emissionen, ansonsten könnten sie sich angreifbar machen!
Es geht mal wieder um Müll. Die drei Hobbyschnüfflerinnen haben ernsthaft nix Besseres zu tun, als den Müll aus dem Fluss auf Fingerabdrücke zu untersuchen. Nun kennt man das ja, dass das auf Verpackungsmaterialien immer völlig eindeutig ist, den Kram hat nämlich nur eine einzige Person weltweit jemals angefasst. Kim braucht aber keine Minute, da hat sie bereits alles "fertig" analysiert. Jo, dann müssen ja jetzt nur noch alle Bewohner des Dorfes zum Fingerabdrucktest vorbeikommen und der Fall ist gelöst!
Ja nee, dazu kommt es natürlich nicht (obwohl das wenigstens noch eine schöne Tragikomik an sich gehabt hätte). Also schön, dann jagen wir jetzt halt den fiesen Umweltsünder mit den Detektivinnen. Es gibt ja sicherlich ein paar Verdächtige... äh, nein, gibt es nicht. Es gibt einen. Und der ist weniger verdächtig als vielmehr schon überführt, denn er isst... SCHOKOPUDDING! (Ich höre Franzi in Gedanken, dass der Pudding bestimmt nicht mit Fairtrade-Schokolade hergestellt wurde. Schlimm, oder?).
Wie die Detektivinnen den Umweltsünder überführen? Na, sie tasten sich langsam ran, recherchieren, befragen Leute und so, ermitteln - wie das echte Detektivinnen halt so machen.
Ach, Quatsch mit Soße, sie begegnen ihm im Supermarkt, wo er Schokopudding kauft. Derselbe Schokopudding, der auch im Müllsack war. Und das passiert nach nicht mal 20 Minuten. Sauber Mädels, Fall gelöst. Wie gut, dass es da nur diesen EINEN Schokopuddingesser gibt. Selbst bei der Beschattung wird sich noch über Umweltsäue echauffiert, weil Franzi über ne Coladose stolpert. Daran war bestimmt die Dose schuld.
Also mal flott Hausfriedensbruch begehen, mit dem Smartphone die Polizei anrufen ("Ich möchte eine Umweltstraftat melden" - "Ah jo, da kümmern wir uns natürlich sofort drum, ich komm direkt vorbei" - ahahahaha... Wie realistisch) und sich dann noch für die soeben begangene Straftat von der Polizistin abfeiern lassen ("Ganz schön clever!") - Ja, wahnsinnig clever, der Fall war auch wirklich komplex!
Folge vorbei? Leider nein. Nach 25 Minuten kommen wir jetzt also zu Fall 2, weil es den Autorinnen nicht mehr möglich ist, ein ganzes Buch lang EINEN Fall zu erzählen (das erklärt natürlich auch, warum man mittlerweile von der Komplexität her eher Benjamin Blümchen-Niveau erreicht hat).
Der Fall läuft noch keine fünf Minuten, da habe ich ihn leider bereits gelöst. Es war der IT-Nerd, safe. Schon sein auffällig unauffällig hektisches "Ich muss jetzt ein bisschen arbeiten" reicht mir als Beweis aus.
Die Mädels tappen allerdings noch völlig im Dunkeln und wie das so bei ihnen üblich ist, verdächtigen sie konsequent die falschen Leute. Mittlerweile scheinen die Fälle, in denen ihre Auftraggeber sie komplett verarscht haben, so stark gezeichnet zu haben, dass sie relativ von Beginn an sogar ihre Klientin verdächtigen und das auch sehr lange aufrechterhalten, obwohl das irgendwie so gar keinen Sinn ergibt.
Auch hier gilt wieder: Wer nett ist, ist entlastet. Da kann man dann schon mal während einer Beschattung lautstark telefonieren und quer durch die ganze Straße brüllen, dass man doch jetzt KUCHEN ESSEN GEHT, anstatt am Fall zu arbeiten. Ich hab gedacht, ich bin im falschen Film.
Von Diskretion halten die Mädels auch nicht so wahnsinnig viel. Gegenüber Sophie stellen sie sich sogar noch erstaunlich reif an und drücken die richtigen Knöpfe, während sie ihrem Vater direkt reinen Wein einschenken und ihm quasi sagen, dass seine Ex-Frau ihn für einen Dieb hält. Spannend auch, dass jeder den Schlagzeuger von irgendeiner ehemals erfolgreichen Band kennt. Ich kenn da meistens nicht mal die Namen der Sänger, aber ok.
Übrigens: Der Schauplatz mit dem Fluss wird in der zweiten Hälfte komplett verschenkt. Keine Bootstour, keine reißenden Wasserfälle, keine Schatzsuche, keine Tauchgänge, sondern einfach nur Belehrungen, Müllsammeln und für den Rest spielt das Setting absolut keine Rolle mehr.
Ganz witzig finde ich noch, wie fasziniert die drei !!! sind, weil ein Vogel auf eine Autoscheibe scheißt. Den Satz noch ein paar Mal wiederholt und es hätte glatt ein "Junge mit Taubenei"-Moment werden können.
Tja und dann ist irgendwie plötzlich Ende. Verhaftung, Leugnen (weil voll sinnvoll, wenn man die Beweise nicht mehr beseitigen kann), Tränen (grottig schlecht gespielt!) und zehn Sekunden nach dem Heulkrampf die übliche Selbstbeweihräucherung (selten so dermaßen deplatziert eingebaut, oh je, oh je, von Taktgefühl halten die Mädels nicht so viel...).
Warum der IT-Fritze das jetzt gemacht hat? "Das frag ich ihn". Joa, ok. Dann frag das... erfahren wir dann ja sicher in der 93, nech? Europa wird hier sicherlich sagen, dass wegen der Laufzeitbegrenzung nicht alles übernommen werden kann und blabla - na ja, bei 66 Minuten hätte man für die Erklärung aber schon noch ne Viertelstunde Zeit gehabt... offenbar immer noch zu wenig, also lieber gleich weglassen.
Witzig ist auch, wie austauschbar die Gastgeber der drei !!! hier sind, die lieber unter sich sind oder mit irgendeinem random Mädchen abhängen. Kim scheint nicht sonderlich viel an ihrem Freund zu liegen, denn wenn er gerade nicht da ist, vermisst sie ihn keine Sekunde (und umgekehrt scheint es auch so zu sein). Sind die überhaupt zusammen? Also eigentlich hätten DDA auch von sich aus in dieses Dorf fahren können - so ganz umweltfreundlich mit dem Rad
Was mir auch extrem aufgefallen ist: Die Stimmen sind mittlerweile grenzwertig (oder die Regie pennt auf dem Schaltpult während der Aufnahme) und driften immer wieder in quietschiges Overacting ab. Gerade der Anfang ist nahezu unhörbar und unglaublich künstlich. Mal wieder "Informationsvermittlung ohne Erzähler um jeden Preis". Später geht's so einigermaßen, da überwiegen dann die inhaltlichen Kritikpunkte.
Das Ding ist ja, dass es diese ganze Umweltschose für den Fall überhaupt nicht gebraucht hätte. In Folge 83 war das ja wenigstens noch das Kernthema, hier wirkt es wie pflichtbewusst eingeschoben, aber eigentlich hatte man gar nicht so wirklich Bock drauf. Dass man eine halbherzige Verbindung zwischen Fall 1 und Fall 2 konstruiert, reicht mir als Alibi nicht aus, weil es diese Nummer mit Fricke trotzdem überhaupt nicht für die Schmuckgeschichte gebraucht hätte. Man merkt richtig den Gedankengang der Autorin "Oh, Fluss-Setting, da kann ich ja locker noch ein paar Belehrungen reinhauen, auch wenn ich primär was ganz anderes erzählen will".
Ohne Witz, ich hätte den Umweltsünder-Fall sogar potentiell spannender gefunden, denn ohne moralischen Zeigefinger, mit mehreren Verdächtigen und glaubwürdigen Ermittlungen in alle Richtungen kann man da durchaus was draus machen. Diese Familiengeschichte hingegen ist als Fall absolut lahm, extrem vorhersehbar und hätte vor allem wirklich überall spielen können.
Ich hab mich wirklich viel echauffiert beim Hören, den Kopf geschüttelt und mich gefragt, ob diese doppelmoralische Dauerwerbung für die Grünen jetzt der allgemeine Standard ist, den man aus den Hörspielen nicht mehr rauskriegt. Ich finds maximal unangenehm und unglaublich aufgedrückt. Man hatte das früher auch nicht nötig. Die jetzigen Folgen wirken auf mich wie eine Gehirnwäsche und ich bin mehr als froh, dass ich mich von solchen Kinderhörspielen sicher nicht in meinem Wahlverhalten beeinflussen lasse, sondern meinen eigenen gesunden Menschenverstand habe, ansonsten hätte ich von Klimaschutz und Verbotspolitik längst die Nase voll.
Mein Fazit ist, dass die Serie mittlerweile ein Trümmerhaufen ist. Schwimmt nur noch im eigenen Saft, entwickelt sich eher zurück als weiter in jeder Hinsicht (Story, Logik, Sprecher, Musik, Komplexität... alles entweder deutlich schlechter oder nicht besser geworden) und bedient inzwischen offenbar eine Zielgruppe unter den Drei ??? Kids. Ich fühle mich bestätigt und fürchte, bis zu meinem nächsten Versuch wird es wieder ein Weilchen dauern.
1/10
__________________
„Vorsicht, Benjamin! Herr Schmeichler will dir schmeicheln!“
BeBl 63 - Der Computer
„Ich find die Idee gar nicht schlecht, Vater!“
„Gar nicht schlecht ist noch lange nicht gut. Du musst endlich einmal lernen, deine Meinung klar kundzutun!“
„Eben hat er sie noch ... kundgetan.“
„Ja, Herr Graf! Alex war sogar begeistert!“
B&T 20 - Mami siegt