Insgesamt eine runde und stimmige Folge, die mir aber als Kind deutlich besser gefallen hat, als jetzt als Erwachsener. Der Aufbau ist gelungen, eine Sache, die mir den 80er-Folgen immer positiv auffällt, ist, wie viel Zeit sich die Autoren genommen haben, um die Situation und damit auch die Geschichte zu etablieren.
Heute würde Benjamin die Erbschaftsurkunde in der 3. Minute in der Post bekommen- hier wird der Zuhörer durch eine köstliche Szene in der Kanzlei geführt, lernt die Hintergründe einer Erbschaft und sogar die Reise zum Schloss geht nicht von einer Sekunde auf die andere. Das ist alles so sanft und gleitend erzählt, wie ich es heute stark vermisse.
Auf der anderen Seite geht dieser Folge (anders als anderen) in der zweiten Hälfte (also als das Erbe verteilt wurde) deutlich die Puste aus- das ist auch der Grund, warum ich mich besser an den ersten Teil mit der kreischenden Sekretärin ("Äh, Herr Schwindelmeyer?!? SCHWINDELMEYER!!!" - das kam so überraschend und hysterisch, das ich mich als Kind schon weggepackt habe) und den anderen Erbschleichern erinnern konnte. In der zweiten Hälfte wird ein Dilemma herbeikonstruiert, das nicht richtig zündet, und wie der Zoo es schaffte dutzende Großtiere in einer Schlosslobby unterzubringen, verstehe ich heute noch nicht- gerade die Sache mit den Krokodilen, die irgendwo im Feuchten sitzen, obwohl wir doch über einen Innenraum sprechen, habe ich schon als Kind nicht nachvollziehen können.
Für mich eine Folge im Mittelfeld, aber immer noch dutzendfach besser als heutiger Ausschuss- einige Sachen aber zum Abschluss:
- Besonders gefallen hat mir Herr Tierliebs pampige Art, als Otto ihn um "Farbe, Pinsel, und so" bittet. "Und sos- die ha´m wir leider nicht." Das erinnert mich irgendwie an Dialoge zwischen Lehrer und Schüler und Vater und Sohn, wobei ich das als Kind gar nicht geschnallt hatte, und dachte, Herr Tierlieb spricht von "Soß(e)", was natürlich auch keinen Sinn macht.
- Versteht jemand, was Anne während der ersten Besichtigung sagt? "Das Krokodil sieht aus wie deine Handtasche. Und das
wie mein Koffer" (?)
Das fand ich schon als Kind seltsam- Krokodilhandtaschen kannte ich (als Klischee) schon, aber mein Koffer war damals aus Plastik.
und zuletzt:
- Der Name "Schwindelmeyer" für einen Anwalt/Notar ist wirklich begnadet, danke Elfie Donelly.
Komischerweise habe ich ihn mir als Kind mit seiner fahrigen Art immer wie Thomas Gottschalk vorgestellt- keine Ahnung warum. Gerade, wenn man ihn dann vor dem Zoo-Tor in der Warteschlange noch einmal hört