Rezension zur Hörspielfolge 80
„Das Schmusekätzchen“
(Enthält Spoiler!)
„Och- ist die süß!“
oder: Warum das „Schmusekätzchen“ die beste Folge überhaupt ist!
Das Cover:
Schmusiger geht’s kaum! Bibi und die kleine schwarzweiße Protagonistin der Folge mittig im Bild in einem innigen Kuschelmoment eingefangen. Im Hintergrund tummeln sich verträumt ein weißes Fenster und ein paar Sträucher. Bibi sitzt kleinmädchenlächelnd auf einem Baumstumpf. Die reinste Harmonie und so trügerisch- stellt sich doch heraus, dass die Handlung sehr viel spannender und tragischer ist, als das Cover hier vermuten lässt!
Zur Geschichte + Meine Meinung:
Zugegeben, die Folge ist nicht mehr die jüngste in der Bibi-Reihe, hat ja doch schon fast zehn Jahre auf dem Buckel, aber ich bin, was diese angeht, wirklich lange drum herum geschlichen, obwohl die Kassette schon einige Zeit lang hörbereit in den Startlöchern wartete. Aber den „Play“-Knopf zu drücken kostete immer gerade so viel Überwindung, dass ich es dann doch ließ. Nicht zuletzt, weil die Folge durch die Ohren anderer Hörer, die es gewagt haben, als wenig gelobter Einheitsbrei und als langweilig, handlungsarm und nervig verschrien wurde. Nun, wie das so ist- man macht sich immer das beste Bild, wenn man sich
das Übel die "Sache" selbst vornimmt und sich eine eigene Meinung bildet.
Nach einigen Jahren habe ich es dann doch gewagt und den Knopf gedrückt.
Was soll ich sagen? Es ist die beste Folge aller Zeiten!
Spektakulär unter aller Kanone beginnt die Geschichte mit dem besten, wirklich besten Beginn einer Hörspielfolge. Bibi fliegt nach Hause, begegnet Herrn Klappermann, sagt Hallo und kommt nach Hause und dann, kaum eine Minute nachdem das Titellied verklungen ist, taucht sie auch schon auf! Das kleine verschmuste Wollknäuel, der Inbegriff der süßen Fellverführung, das Tier des Monats und aller Monate darauf- Schmusi! Na ja, jedenfalls tauft Bibi das kleine Kätzchen so, das sie dann aus der Gartenhecke fischt. Bibi sieht dem miauenden kleinen Monster in die Augen und sofort ist es um die kleine Hexe geschehen. Einen schöneren Namen als Schmusi hätte Bibi auch gar nicht finden können. Er ist einfach, geht locker von der Zunge und es gibt keine bösen Reimwörter dazu. Also top!
Nun geht’s weiter in der ereignisreichenden Story- Bibi bringt das Fellknäuel nach Hause. Mutter Barbara ist gar nicht begeistert. Sie mag keine Tiere im Haus. Schon gar keine süßen. Die halten einen nämlich von der Hausarbeit ab, weil sie einen immer zum Streicheln animieren wollen und außerdem machen sie Dreck und so. Aber Papa Bernhard, der sich über ein bisschen Freizeit freut, reibt seine Wange an Schmusis – es ist ein unglaublich schöner Hörspiel-Moment, einfach unvergesslich!- und weiß: Es ist „Freundschaft auf den ersten Blick“. Und weil Papa Blocksberg also jetzt auf der Seite seiner Tochter steht, wird Mama Blocksberg noch mal ein wenig sauer und vertritt weiter ihre Meinung, dass sie keine Schmusis im Haus haben will. Wie gut, dass Bibi und Schmusi schon so ein eingefleischtes Team sind, denn Bibi darf den Knuddel nun doch erst mal behalten. Wo die Schnurrmieze schon mal im Haus ist, kann sie dann auch gleich in Bibis Hausaufgabenzimmer mitkommen, wo sie mit Marita ein bisschen Mathe paukt. Achtung! Jetzt wird’s richtig spannend!
Schmusi, die Mathe so gar nicht zugeneigt ist, beschließt nun, ihre Krallen auszufahren und zerstört mit geübten Krallenstößen Bibis tollen Wollpulli, eine Vase und einen Teddy! Mutter Blocksberg ist entsetzt. Aber Bibi weiß: „Schmusi will einfach nur spielen.“
Oh man, die nächsten Szenen sind an Tollheit wirklich kaum zu übertreffen.
Nachdem Schmusi sich also jetzt Karatetechnisch ausgetobt hat, setzt sie wieder ihr Pokerface auf und wird von Bibi und Marita durch die Stadt getragen. Sie suchen nämlich nach Zettel an Bäumen, auf dem sie endlich eine verflixte Telefonnummer finden, damit sie das kleine Mistst- Miezeknäuel loswerden können. Aber sie entdecken bloß einen „Papagei entflogen“-Zettel. Dass Bibi nicht so klug ist, ihren Fund in einen Papagei verhext und dann einfach zu dem Suchenden bringt und somit die Karatecat endlich loswird, wird mir wohl ewig schleierhaft bleiben. Nun ja… jedenfalls läuft Bibi dann wohl irgendwie mit austreckten Armen, auf denen Schmusi liegt und ein Schild auf dem:
„Einmal angucken und „Oh ist die süß sagen, bitte!““ in der Hand durch die Gegend und alle Leute lassen sich bestechen, tätscheln das kleine Unheil und finden es niedlich. Das ist so wunderschön, dass mir beinahe die Tränen kamen. (Zugegeben vor Kummer, warum ich niemals jemanden auf der Straße treffe, der mit einer Schmusi herum prahlt, die ich dann streicheln kann. Im Ernst, das ist gemein.)
Die Gerätenschuppen-Geschichte, die hier kunstvoll in die Gesamtstory eingewebt wurde, muss ich natürlich auch noch kurz erwähnen, weil ich sie SO toll fand!
Also… aufgepasst: Schmusi soll nicht im Haus schlafen, sondern im Geräteschuppen zwischen dem Spaten und dem Streusalzsack. Oder so. Jedenfalls will die kleine schlaue Mieze das nicht. Ist sie doch viel zu schmusig und Bibi weiß, ganz die schlaue Hexe: „Schmusi mag den Geräteschuppen nicht!“
Aber schließlich wird das Pfotenmonster doch in den Schuppen gesperrt- Strafe dafür, dass es den Teddy blind gemacht hat, muss schließlich sein! Bibi überkommt mitten in der Nacht dann sowas wie ein kleines Schuldgefühl und sie schläft schließlich bei ihrem Schmusilein. Ich glaube aber, das tut sie eher, weil sie Angst hat, dass die Katze abhaut und ihr so der Finderlohn entgeht, der ja hoffentlich noch aussteht. Bibi ist in dieser Geschichte wirklich ein Fuchs!
Nun, dann kauft sich Papa Blocksberg einen Strandkorb und Bibi schleppt ihren wandelnden Finderlohn heimlich mit in die Schule und sorgt mit ihr dort für einen sehr witzigen Moment, als sie das Tier in eine Maus verhext und Frau Müller-Riebensehl sie auch für eine Maus hält! Ach Gott, was habe ich gelacht! Na ja, zumindest gelächelt… Nun ja, okay, ich habe bloß die Stirn gerunzelt. Aber das immerhin amüsiert! Als Bibi Schmusi wieder groß hext, findet die Lehrerin das Fellvieh dann auch furchtbar niedlich! Na immerhin. Allein dafür hat sich die Schul-Szene gelohnt!
Ist ja nicht so, als wäre die Geschichte nicht schon spannend genug- jetzt wird’s richtig Nägelzerfetzend! Denn jetzt…
… verschwindet Schmusi!
Alles ist in heller Aufregung! Alarm, Alarm, Alarm! Ganz Neustadt ist in Kuschelnot! Na ja, eigentlich nur Bibi und ihre Eltern, Marita und so, also alle, die in der Folge gezwungen wurden, Schmusi besonders süß zu finden, weil die Geschichte sonst nicht so funktioniert hätte. Wie gut, dass es Hexenkugeln gibt! Und die Lösung, wo die Schmusi nun ist und ob Bibi sie nicht doch noch in einen Papagei verhext, wer Leo ist und was eine Katze mit weißroten Streifen so zutun hat, das sei dann nicht mehr verraten. Im Ernst, das sind alles so schöne Szenen, die kann man einfach nicht in Worte fassen, die muss man gehört haben!
Und ich merke auch, dass ich das Sch-Wort schon viel zu oft benutzt habe. Aber ich denke nicht so oft wie die Figuren in der Folge selbst, denn ich habe nachgezählt und die Worte „Schmusi/schmusig/Schmusekätzchen“ werden insgesamt
99 Mal ausgesprochen! (Kein Witz!)
An dieser Stelle möchte ich keine Empfehlung aussprechen. Wirklich, ich bin ehrlich, die Folge ist nicht schön, ganz und gar nicht. Sie ist furchtbar. Man kann es sich so schön reden, wie man will, aber… es funktioniert nicht, tut mir Leid. Am Ende bleibt es doch eine langweilige, handlungsarme, nervige, einschläfernde und… salopp gesagt doofe Geschichte.
Highlights:
- Der Moment, bei dem der Erzähler sich verabschiedet
- Bibi überlegt, ob sie Schmusi aussetzen soll, na ja… zumindest fragt sie, ob sie das tun soll. Einen Moment lang gab mir das Hoffnung
- Der Strandkorb. Der hatte irgendwie mehr Charakter als das „Och, ist die süüüß!“-Mädchen von der Straße
- Eine Hexenkugel, die blubbert (hat sie das schon mal in einer anderen Folge in dieser Art getan? Kann mich nicht erinnern)
- Herr Klapperman (netter Kerl)
- köstlich:
Barbara (über Bibis Pullover): „Den hat Oma Grete gestrickt- mit eigenen Händen!“
Bernhard: „Mit was denn sonst?“
Barbara (empört): „Bernhard!“
Bernhard: „Auch wenn deine Mutter ihn mit den Füßen gestrickt hätte, Barbara- er hat mir noch nie gefallen.“
- Kein Highlight, aber hier angemerkt, weil ichs doch noch erwähnenswert finde: die kleine Mieze bekam die Stimme eines menschlichen Sprechers verpasst, was natürlich extrem auffällt. Einige Geräusche, die sie so von sich gibt, sind wirklich etwas, na ja… sagen wir mal „unkatzenhaft“, aber so sehr gestört, wie ich dachte, hatte mich das dann doch nicht. Immerhin miaut sie nicht an einem Stück durch
Die miesesten Sprüche:
Erzähler: „Jeder findet das Kätzchen süß und will es streicheln.“
Erzähler II: „Nirgendwo gibt es eine Spur von Schmusi, beziehungsweise von Susi, wenn Susi denn Schmusi ist.“
Erzähler III: „Und Marita fand, das war ein richtiges Super-Schmusi-Abenteuer.“
Fazit:
Eine Hörspielfolge, bei der man unbedingt weghören sollte, wenn man weder kleine kuschelige Fellknäuel mit Frauenstimmchen noch einschläfernde Handlungen mag.
Bewertung
-1 von 5 Punkten